Friends of Gas
Friends Of Gas // Im Sommer 2015 stehen die fünf Musiker von Friends of Gas gemeinsam auf der Konzertbühne des Kafe Kult in München. Die Hitze verwandelt den Raum in ein Terrarium. Tagelang schließt sich die Band zum Musizieren, Schlafen und Essen in dem Gebäude ein. Intensive Aufnahmen müssen es gewesen sein, denn das Album zieht mit seiner stoischen Wucht sofort in seinen Bann. Produziert von Max Rieger reiht es sich mit seinem düsteren Sound hervorragend in die Plattensammlung zwischen Karies, die Nerven oder Human Abfall ein, denn gemastert wurde ja schließlich auch in den Heslacher Milberg Studios.
In allen Songs werden Repetitionen als Stilmittel verwendet, was ein unangenehm befremdliches Gefühl und gleichzeitig eine in sich ruhende Stimmung ergibt. Belanglos klingen die sieben Songs trotzdem nicht, denn spannungsvolles an- und abschwellen verhindert, dass das Album in eine Gleichgültigkeit verfällt. Mit wenig Schnörkeln treffen Friends of Gas den Kern der Sache. Dazu trägt auch Nina Walser heisere Stimme bei, die schneidend und entschieden ihre minimalistischen Textkombinationen über das düstere und dissonante musikalische Gerüst schreit. Martin Tagars träge Bassfiguren bilden den Dreh- und Angelpunkt des Albums. Sie geben Halt und bilden ein solides Fundament, auf dem sich die anderen Bandmitglieder eigenwilligen Eskapaden hingeben können. Einerseits klingt es bedrohlich, trotzdem schwingt eine gewisse Verletzbarkeit zwischen den Zeilen mit. Ihre musikalischen Einflüsse lassen Friends of Gas im Song „Einknick“ unlängst erahnen: „Gewalt geht immer, es geht nach vorne, es geht voran“, heißt es da und erinnert an alte Düsseldorfer Zeiten und die Band Fehlfarben, wobei sich Sängerin Walser sicher ist: „Geschichte wird gemacht doch nicht von mir“. Nicht so viel Bescheidenheit liebe Friends of Gas, denn mit dem Titel „Involuntary“ ist auf jeden Fall ein Hit fürs Musikjahr 2016 geschaffen. In „Fatal Schwach“ gibt es keine halben Sachen – der Sound ist direkt, Walsers inständige Stimme ist eine der Entdeckungen im deutschen Postpunk und die Instrumentalisten, angetrieben durch Erol Dizdars aggressives Schlagzeugspiel, der den Part von Vorgänger David Oritz übernommen hat, liefern sich einen Wettbewerb der rauen Klangdekonstruktionen, der aber in keinem Moment unkontrolliert wirkt. Auch wenn man sich 2016 fast nicht vor interessanten deutschsprachigen Platten retten kann, ist Fatal Schwach ein absolutes Highlight und verdient einen Platz in der heimischen Musiksammlung.
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